Eleganz und Pracht in Baden-Baden
Die Geschichte der Dr. Rössler’s Hofapotheke in Baden-Baden
1838 erlangte Apotheker Steimig aus Mannheim die Erlaubnis (Privileg Nr. 257) zur Einrichtung einer zweiten Apotheke in Baden-Baden. Mit Hilfe eines Pariser Architekten entstand eine Offizin im Empirestil des französischen Kaiserreichs, die an Eleganz und Pracht ihresgleichen sucht (schöne weiße Apothekengefäße aus Paris, auf denen der goldene napoleonische Adler abgebildet ist).
Nach Steimigs Tod übernahm der bis dahin als Gehilfe angestellte Maximilian Stehle (1840-1885) die Apotheke und betrieb sie ab 1860 im eigenen Gebäude dem heutigen Anwesen in der Sofienstraße 7.
Erlaubnis zum Betrieb einer Apotheke
Das badische Apothekenwesen im 19. Jahrhundert
Die Erlaubnis zum Betrieb einer Apotheke wurde ab 1875 nach preußischer Gesetzgebung durch die großherzogliche Sanitätskommission in Karlsruhe erteilt. Sie bedeutete zwar einerseits Konkurrenzschutz, war aber auch an bestimmte Bedingungen geknüpft was Ausbildung, Anwesenheitspflicht und Einhaltung zahlreicher Vorschriften betraf. Nach diesem Apothekenrecht arbeiteten 1930 nur noch 25% der deutschen Apotheken. Es war verkäuflich, vererblich und wurde als Vermögenswert besteuert. Später wurden Neugründungen nur als Personalkonzessionen ausgeschrieben.
Die Beschränkung der Apothekenzahl machte die Apotheke zum begehrten Objekt. Am 1. Oktober 1887 kaufte Dr. Oskar Rößler die Apotheke. Er machte sich das „Heilbad Baden-Baden“ in naturwissenschaftlicher und historischer Hinsicht zu seiner Lebensaufgabe. Chemische Studien und Untersuchungen fanden im Apothekenlabor statt (Untersuchungen des Thermalschlamms und Entdeckung dessen Radioaktivität, Eiweißbestimmung im Harn). Angegliedert war ein chemisch-bakteriologisches Laboratorium, das für Ärzte und Sanatorien die Untersuchungen vornahm.
Auswirkungen des verlorenen Krieges
1919-1978 Dr. Hans Rößler
Nach dem Tod von Oskar Rößler 1939 übernahm er auch die juristische Führung. In den folgenden Jahren hatte die Apotheke – wie auch die gesamte Kurstadt – mit den Auswirkungen des verlorenen Krieges, der Wirtschaftskrise 1929 und der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit zu kämpfen. So war die 1932 eingeführte Rezeptgebühr von 50 Pfennig damals viel Geld. Erst die dreißiger Jahre brachten – nach Wiedereröffnung der Spielbank – wieder mehr Privatkunden in die Apotheke.
Zur Zeit des zweiten Weltkriegs nahm aufgrund der zunehmend rationierten industriell gefertigten Arzneimittel die Bedeutung der Eigenfertigung wieder zu. Während der Besatzungszeit der Kurstadt wurde die Apotheke als Militärapotheke beschlagnahmt und Dr. Hans Rößler fungierte bald darauf als Vertrauensmann der mittelbadischen Apotheker bei der Besatzungsmacht wenn es um die Organisation der Beschaffung und Verteilung der wenig verfügbaren Rohstoffe und Arzneimittel ging.
Dieses berufspolitische Engagement schloss mit der Vizepräsidentschaft der Landesapothekerkammer Südbaden. Heimatpreis und Bundesverdienstkreuz waren die Anerkennung für seine lokalpolitische Aktivität und sein Interesse an der Entwicklung des Kurortes und der Thermalbäder.
Mit dem Eintritt seines Sohnes Rolf Rößler Ende der 50er Jahre zog er sich teilweise aus dem Tagesgeschäft zurück, 1978 aus der Geschäftsleitung.
2002-2004
Ralf Sprang
Unter seiner Führung erlangte die Apotheke die Zertifizierung nach ISO-Standard, die erst seit einigen Jahren möglich war.
2004
Claudia Nübel
2004 ging die Apotheke in den Besitz von Apothekerin Claudia Nübel über. Der Verkaufsraum sowie die Außenwerbung wurden den neuen Anforderungen angepasst. So ist es gelungen, die geschichtsträchtige zweitälteste Apotheke Baden-Badens in 167ste Jahr ihres Bestehens zu führen in einem Umfeld, das in vielerlei Hinsicht sehr wechselvoll war und noch ist.